Der Emscher Weg - der wohl ungewöhnlichste Flussradweg Deutschlands

Der Emscher Weg ist kein gewöhnlicher Flussradweg – er ist eine Entdeckungsreise durch die Geschichte und Zukunft des Ruhrgebiets. Auf rund 100 Kilometern begleitet Ihr die Emscher von ihrer Quelle in Holzwickede bis zur Mündung in den Rhein bei Dinslaken. Kaum zu glauben: Noch vor wenigen Jahren galt die Emscher als der dreckigste Fluss Deutschlands, Symbol einer vom Bergbau geprägten Industrieregion. Heute ist sie ein Zeichen des Wandels – so, wie der Himmel über dem Ruhrgebiet wieder blau geworden ist, so ist das Wasser der Emscher wieder sauber geworden.

Der Weg führt vorbei an beeindruckenden Bauwerken moderner Wasserwirtschaft – riesige Regenrückhaltebecken, Pumpwerke und Kläranlagen werden zu unerwarteten Sehenswürdigkeiten und spannenden Fotospots. Die Wichtigkeit der Wasser- und auch Abwasserwirtschaft wird uns in Zeiten des Klimawandels immer präsenter und auf keinem anderen Radfernweg versteht ihr diese Geschichte besser als entlang der Emscher. Selbst die Übernachtung auf eurer Tour kann zum Erlebnis werden: zum Beispiel im „Parkhotel“ am Hof Emscherauen in Castrop‑Rauxel oder im Berne Park Bottrop, wo alte Abwasserrohre zu charmanten Micro‑Lofts umgestaltet wurden.

Ein weiteres Highlight ist der Emscherkunstweg: Seit der Kulturhauptstadt RUHR.2010 ist entlang des Flusses ein einzigartiger Skulpturenpfad entstanden. Zeitgenössische Kunst trifft auf Industriekultur, interagiert mit Ort und Landschaft und verwandelt den Radweg in eine offene Galerie.

Erlebt den Emscher Weg – einen Radweg, der zeigt, wie Transformation aussieht: urban, grün, kreativ und voller Geschichten.

Das erwartet Euch auf dem Emscher-Weg

Was Ihr über das #Emschergebiet wissen solltet

Die Emscher – Eine kleine Cinderella-Story

Wenn man die Leistung der Emscher richtig würdigen möchte, dann redet man statt vom Ruhrgebiet vom Emschergebiet. Denn dieser Fluss hat die Region weit stärker geprägt als die Ruhr selbst. Während die Ruhr im Süden schon früh für Freizeit und Erholung stand, trug die Emscher im Herzen des Reviers die Last der Industrialisierung: Sie wurde begradigt, einbetoniert und diente als offener Abwasserkanal – die sprichwörtliche „Köttelbecke“ – die ungeliebte Dienstmagd.

Grund dafür war der Steinkohlenbergbau, der über Jahrzehnte großflächige Bergsenkungen verursachte. Manche Orte liegen heute bis zu 25 Meter tiefer als vor hundert Jahren. Diese Bergsenkungen erzeugten immer wieder Brüche, eine unterirdische Kanalisation war damit undenkbar. So wurde die Emscher zum offenen Abwasserkanal. Sie musste sogar mehrmals umgeleitet und gepumpt werden, weil die Mündung in Duisburg irgendwann nicht mehr der tiefste Punkt des Flusses war. So wanderte die Mündung immer weiter nach Norden bis nach Dinslaken. Neben dem eigentlichen Emscher Weg gibt es auch Radwege entlang der „Alten Emscher“ und der „Kleinen Emscher“ – ehemalige Verläufe des Flusses, bevor er nach Norden umgeleitet wurde.Seit den 1990er Jahren wird der Emscher nun wieder die Freiheit geschenkt. Eines der größten Renaturierungsprojekte in Europa hat aus dem einst toten Fluss ein neues Naturjuwel erschaffen – mit Auen, Feuchtwiesen und einer Rückkehr von Fischen, Vögeln und Insekten. Dieser Prozess dauert noch an und wer den Emscher Weg jetzt radelt, erlebt diese Wiedergeburt der Natur mit. Das bislang schmuddelige Dienstmädchen Emscher tanzt selbstbewusst und lebendig im strahlenden blau-grünen Ballkleid durchs Ruhrgebiet und fasziniert Radfahrende von der Quelle bis zur Mündung.